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Hans Kranz über den BACtwin als Geschichte der Zwangsläufigkeit

am 08.11.2022 - 13:49 Uhr

Hans Kranz über den BACtwin als Geschichte der Zwangsläufigkeit

Bekannter Experte referierte auf ICONAG Fachtagung

Alle größeren Immobilienportfolios benötigen Fabrikats- und herstellerunabhängige Systeme für das technische Gebäude- und Energiemanagement. Zur Vernetzung ihrer technischen Anlagen hat sich das BACnet-Protokoll bei vielen Bauherren und Betreibern durchgesetzt. Doch das Protokoll allein bringt keine Zukunftssicherheit. Die Bedingungen für den herstellerneutralen Einsatz von BACnet in größeren Immobilienportfolios für ein energie- und kosteneffizientes Management war das Thema einer Fachtagung, zu der die ICONAG-Leittechnik GmbH ins Gutenberg Digital Hub nach Mainz eingeladen hatte. Prominenz der Gebäudeautomation-Szene sowie Betreiber großer Immobilienportfolios und Planer waren angereist.

 

Notwendigkeit von BACnet Vorgaben

Betreiber, die mehrere Gebäude mit GA-Systemen unterschiedlicher Hersteller von zentraler Stelle aus managen möchten, machen die Erfahrung, dass es nicht ausreicht, nur den BACnet-Standard nach AMEV oder anderen Regelwerken vorzuschreiben.

Die Gründe dafür stellte BACman Hans Kranz in seiner Keynote der Tagung eindrücklich dar: „Als die GA-Weltnorm ISO 16484 zwischen 1995-2005 formuliert wurde, herrschte der sogenannte Buskrieg“. Man musste den kleinsten gemeinsamen Nenner zwischen Profibus, FND, LON, EIB/KNX und BACnet finden. Und diesen sahen die zukunftsweisenden BACnetObjekte und -Properties nicht vor. Dadurch entstand eine Normungs-Lücke. Da die Bauherren und Planer gemäß geltender Norm zu der Verwendung der BACnet-Objekte und deren Properties keine Vorgaben machten, nutzte der Markt dies geschickt, um unter dem Deckmantel von BACnet den Bauherren bei Erweiterungen auf den Erstlieferanten festzulegen. Dies machte die Fabrikats- und Herstellerunabhängigkeit des Bauherrn zunächst unmöglich.

Diese Normungslücke ist bis heute die Ursache für Medienbrüche zwischen Bauherrenvorgaben, Planungsoutput, Engineering und Betrieb von GA-Systemen. Bauherren können je nach Integrator und Hersteller für identische Anlagen unterschiedliche Lösungen erhalten, sodass der mögliche Nutzen in der Praxis nicht immer ankommt.

Basis für die Informationsverarbeitung und Digitalisierung, auch in der Gebäudeautomation, sind Informationen. Diese Informationen liefert BACnet als „Weltsprache der GA“ grundsätzlich mit seinen Objekten und Properties. Um Energiekosten zu reduzieren oder die Betriebsweise dem Bedarf anzupassen, müssen diese Informationen interpretierbar sein. Um sie für die Gebäudeautomation hersteller- und fabrikatsübergreifend sicherzustellen, braucht es klare Vorgaben seitens des Bauherren beziehungsweise seines Planers.

„BACnet und der digitale Zwilling der Gebäudeautomation sind daher eine Geschichte der Zwangsläufigkeit“, sagt Kranz. Im Rahmen einer von ihm moderierten Serie von Tagungen „BACnet in Österreich“ wurde der BACtwin unter der Leitung von Hofrat Prof. Dr. Rupert Fritzenwallner* entwickelt. Als zentraler Baustein wurde die GA-Funktionsliste (GAFL) gemäß Weltnorm Teil 3 etabliert. Sie liegt im Excel-Format vor und ist in der Branche akzeptiert.

Der BACtwin erweitert die GA-Funktionsliste und besteht damit aus 3 wesentlichen Komponenten, die vom Bauherrn oder Planer vorzugeben sind:

1. GA-Funktionsliste, die nach Vertragsordnung in VOB/C DIN 18386 gefordert ist, ergänzt um

2. strukturierte BACnet-Objekt-Namen statt „fuzzy“ „Datenpunkt-Adressen“ und

3. Vorgaben der für die Nutzung der erforderlichen Properties, also der Informationen, die die Gebäudeautomation liefern kann.

Alles zusammen als Excel Arbeitsblatt stellt den digitalen Zwilling dar. Somit wurden erstmals die Funktionen einer Anlage mit den für das effiziente Betreiben notwendigen Informationen bestehend aus den Vorgaben für die BACnet Objekte und Properties zusammengeführt. Der BACtwin ist ein sofort anwendbares virtuelles Modell der realen Gebäudeautomation samt ihrer Funktionen und Informationen. Es taugt für den gesamten Lebenszyklus des GA-Systems.

Dieser Schritt ist eine essenzielle Weiterentwicklung der Gebäudeautomation und des BACnet-Standards.

* Prof. Dr. Rupert Fritzenwallner vom Österreichischen Bundesheer (ÖBH) ist – gemeinsam mit Hans Kranz – Autor des vielbeachteten Fachbuches „Der digitale Zwilling der Gebäudeautomation mit BACnet“. In diesem beschreiben die beiden Experten unter anderem, wie das in der GA-Planung bewährte Werkzeug der GA-Funktionsliste erweiterbar ist um die Bauherrenvorgaben und die Vorgaben der Errichter, um zum BACtwin zu kommen.

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